Am Ende war es eine junge Studentin, die David Cameron zum Wanken brachte. Zwanzig Minuten hatte sich der britische Premierminister am Donnerstagabend schon live und zur besten Sendezeit den Fragen von Sky News gestellt, dann war das Publikum im Fernsehstudio dran. Und dort saß Soraya Bouazzaoui, eine Studentin der Literaturwissenschaften aus Southampton. Wie sich Cameron denn die künftige Zusammenarbeit mit der Türkei vorstelle, wollte sie wissen. Denn ganz offenkundig rücke die Türkei ja immer enger an die EU heran.

Vielleicht hat Cameron die Frage nicht ganz richtig verstanden, vielleicht wollte er sie auch nicht verstehen, er fing jedenfalls sogleich damit an, die üblichen Argumente für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union aufzuzählen. Doch Bouazzaoui blieb hartnäckig – und tat, was zuvor Cameron schon etliche Male getan hatte: Sie ging dazwischen. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, kritisierte sie ihn. Und weiter: Sie sei dieses ständige „Geschwafel“, diese Panikmache in Sachen Wirtschaft leid. Das Publikum war begeistert – und Camerons Gesichtsausdruck wurde noch ein wenig angespannter als ohnehin schon.

Ab Minute 32 wird es interessant.

 

Die Fragerunde auf Sky News hätte Camerons große Stunde werden können, um für sein Anliegen, den Verbleib, zu werben. Noch dazu, weil die Bühne ihm allein gehörte.

„In die Ecke gedrängt, sich an Zahlen klammernd – so sieht ein Regierungschef in der Defensive aus“ schrieb die FAZ. „Es ist das Grundproblem dieses Wahlkampfs: Während die EU-Befürworter immer neue Horrorszenarien zu den wirtschaftlichen Folgen eines Austritts präsentieren, konzentrieren sich die Brexit-Befürworter lieber auf das große Ganze: die Nation als solches. War Großbritannien nicht schon immer ein stolzes Land? Groß und stark genug, um selbst eine gewichtige Rolle in der Welt zu spielen? Von den engen Verbindungen zu Amerika ganz zu schweigen?“